Mittwoch, 1. August 2007

Zugspitze (Bergsteigen, Klettersteig)

Tourdaten: Zugspitze 2962m, Höhendifferenzen 1616m (auf) und 2241m (ab), Gesamtzeit 11:00h, davon reine Gehzeit 8:30h

-> Biwakzustieg siehe Vortag.

Als ich im Biwak im Höllental morgens um 3 Uhr mit einem Schrei aus einem Traum aufwachte, dachte ich nicht mehr an weiterschlafen. Irgendwie bin ich dann aber doch nochmal eingenickt und um kurz vor 5 Uhr, es dämmerte gerade, packte ich Biwaksack, Schlafsack und Isomatte in eine grosse Plastiktüte und versteckte sie, zusammen mit einer Visitenkarte unter einem Baum. Als Frühstück ging eine Breze und recht schnell war ich auf dem Weg zur Zugspitze. Trotz der frühen Uhrzeit waren schon zwei Bergsteiger vor mir. Weiter oben hatte noch ein anderer biwakiert.

Ich stieg zügig auf und war in guter Verfassung. Obwohl ich die Route gut kenne, verpasste ich durch einen Abschneider den Weg zur Zugspitze und geriet auf den Riffelschartenaufstieg. Ich merkte es bald, als ich die Leiter links unter mir sah, ärgerte mich aber, dass mir sowas passieren kann. Leiter, Brett, Grüner Buckel, die üblichen Stationen zogen dann an mir vorbei. Irgendwann, ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, überholte ich ein Pärchen, bei denen er ein zerlegtes aber komplettes Moutainbike hinten auf den Rucksack geschnallt hatte, dazu später mehr.

Der Höllentalferner war so happig wie noch nie, vermutlich durch den kargen Schneefall diesen Winter. Unten aper und im Abbruch auch wirklich steil, kombiniert mit Spalten. Das Schild "Zugspitze ab sofort nur noch mit Steigeisen!" bei der Höllentalhütte hatte ich noch belächelt, ich hatte zwar mal bei einem Aufstieg im August vor ein paar Jahren ein bisschen basteln müssen an einigen Stellen aber ernsthaft an Steigeisen hatte ich noch nie gedacht. Diesmal war das anders und zum Glück hatte ich auch erstmalig Grödel dabei. Ohne hätte es so gut wie keine Chance gegeben den Gletscher hochzukommen, vom Abstieg ganz zu schweigen. Vor mir haben es 2 Leute versucht, einer davon ist bestimmt 50m abgerutscht und hatte Glück nicht in eine Spalte geflogen zu sein. Später hat dann weiter oben nochmal einer ganz kurz vor einer riesigen Spalte bremsen können, trotz Grödel. Wenn Bergführer ihre Gäste hier anseilen, dann muss ich ihnen rechtgeben.

Die Randkluft war entsprechend, an der Originalstelle des Klettersteig-Einstiegs etwa 5m freies Klettern nötig bis zur ersten Klammer, selbst die Umgehung weiter oben ist happig für Ungeübte. Hier steht man (und entledigt sich seiner Steigeisen) auf einer Schneebrücke, die vermutlich auch nicht mehr so arg lange hält. Als ich beim Abstieg hier vorbei kam, war ich überrascht, wie sorglos die Leute auf dieser weichen Schneebrücke pausieren. Man kann darauf warten, dass es hier zum Drama kommt.

Den Klettersteig über die letzten 500hm bis zum Gipfel hatte ich als Kleinigkeit in Erinnerung, diesmal erlebte ich mittendrin aber einen plötzlichen konditionellen Einbruch, vermutlich durch den schlechten Schlaf und die mangelnde Ernährung am Vortag. So einen spontanen Abbau hatte ich noch nie erlebt, ich habe mich dann mehr oder weniger durchgehend gesichert, wusste nicht was mit mir noch passiert. Ich empfand dann auch den Steig als sehr ausgesetzt und konnte gar nicht verstehen, dass wir den mal im Winter mit Schnee gemacht hatten. Kurzum, mit der Kondition brach auch die Moral ein und im Endeffekt erreichte ich den Gipfel in einer Gesamtzeit von 4 :20h. Das letztes Mal hatte ich nur 4h von Hammersbach aus gebraucht.

Am Gipfel war es dann auch schon halb zehn, entsprechend waren Seilbahnen unterwegs und auf Gipfel und den Plateaus das übliche Volk und die übliche Szenerie, die man nicht mehr beschreiben muss. Nach ein bisschen Pause, ein paar Fotos und einer grauenhaften Apfelschorle ging ich nach einer Stunde direkt wieder an den Abstieg. Das Konditionsloch war genauso schnell weg wie es gekommen war, aber an den Jubiläumsgrat dachte ich nicht mehr, zumal dann hier oben auch noch einiges an Eis und Neuschnee in den Felsen lag.

Den Abstieg über das Höllental machte ich auch zum ersten Mal und ich musste feststellen, dass das scheinbar komplett unüblich ist. Schon gar in Kombination mit dem Aufstieg. Jedenfalls war ich neben einem Seilbahnfahrer offensichtlich der einzige Absteiger. Das heisst natürlich nicht, dass ich allein war, sondern im Gegenteil, so einen Gegenverkehr in einem Klettersteig habe ich noch nie erlebt. Bestimmt 50 Leute kamen mir entgegen, zumeist sehr erschöpft und entsprechend uneinsichtig bei Ausweichmanövern, grosse Ähnlichkeit zum Hörnligrat am Matterhorn. Ständiges Warten auf Gruppen von 10 bis 15 Leuten, eine ganz nervige Sache.

Ich war auch schockiert, wer da alles versucht diesen Berg hochzukommen, wie unbedarft, unsicher und schlecht vorbereitet die Leute teilweise sind, wie viele trotz dieser Menschenmassen ohne Helm gehen. Der Höhepunkt war ein junger Mann unten am Einstieg, der kurz zuvor fast in eine Gletscherspalte gerutscht war und sich jetzt von einem Pärchen von oben mit Seil gesichert am Klettersteig versuchte. Er zitterte am ganzen Körper und bewegte sich dermassen unsicher, dass ich versucht habe ihn von der Umkehr zu überzeugen. Aber er schien vor dem Gletscher noch viel mehr Angst zu haben als vor dem Aufstieg. Ich hoffe, er hat es noch bis zur letzten Seilbahn hoch geschafft. Später sollten mir dann noch bis zur Leiter Aufstiegsaspiranten entgegenkommen.

Eine Episode am Rande: Beim Abstieg begegnete ich auf dem Klettersteig wieder dem Burschen mit dem Mountainbike auf dem Rücken. Ich fragte ihn, ob er der mit der verlorenen Wette sei. Nein antwortete er, er mache das aus freien Stücken, er will nämlich dann über die Schiabfahrt und das Reintal wieder ins Tal abfahren. Eine verrückte, grandiose Idee! Ein bisschen hab ich mich geärgert, das nicht selbst zu machen. Er hat es geschafft, ich hab ihn dann nachmittags am Parkplatz im Hammerbach wieder getroffen.

Der weitere Abstieg war Routine, um halb 2 konnte ich auf der (trotz Mittwoch) heftigst bevölkerten Höllentalhütte ein Weissbier zischen. Nicht ohne vorher meine Biwakausrüstung aus dem Wald geholt zu haben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

oiter Bergfex!!!
und zum Radler: holy moly... krank genial... oder wie es mein Opa ausgedrückt hätte: "werds olle krüpl werden!!!"

Grubigstein hat gesagt…

Nice blog about the Zugspitze! Beautiful pictures.

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